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Von: Florian Menzel
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Die Popularität von Pokémon-Wettbewerben nimmt stetig zu. Doch um eine reale Chance zu haben, wird euch das Geld aus der Tasche gezogen.
Hamburg – Für viele sind Pokémon-Spiele eine nette, kurzzeitige Abwechslung, auf die man sich fast jedes Jahr freuen kann. Die Poké-Liga klatschen und den Pokédex füllen sind dabei die obersten Ziele. Dann wird das Spiel weggelegt und auf das nächste gewartet. Für andere bieten die Spiele aber mehr. Pokémon hat eine immer mehr wachsende kompetitive Szene mit regelmäßigen Turnieren. Wenn man sich da einmal aber wirklich reinlesen will, bemerkt man schnell, dass es eine sehr teure Reise werden kann zum wirklich Allerbesten.
Bei Pokémon VGC kann man wirklich der Allerbeste werden
Das ist Pokémon VGC: Unter VGC versteht man den Turniermodus, der bei offiziellen Pokémon-Turnieren gespielt wird. VGC stehen dabei für „Video Game Championships“. Gekämpft wird dabei mit insgesamt vier Pokémon, die vorher aus einem Team von sechs Monstern ausgewählt werden. Anders als die meiste Zeit im Spiel selber, wird hier aber mit jeweils zwei gegen zwei Pokémon gekämpft.
Die wichtigste Fähigkeit, die ein erfolgreicher Trainer mitbringen muss, ist strategisches Denken. Pokémon wirkt zwar oft wie ein Kinderspiel, der kompetitive Aspekt aber kann auch Erwachsene überfordern. So viele Attacken haben Zusatzeffekte, an die man sonst nicht denkt. Passive Fähigkeiten der Pokémon können den Spielverlauf komplett verändern, wenn man weiß, was man tut. Und jemand der versteht, welche Stats Pokémon haben oder wie man sie am besten verteilt, der geht oft als Gewinner raus. VGC hat einen noch viel größeren Umfang, der aber den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.
Wichtig zu wissen ist aber, dass man auch ordentlich was gewinnen kann. Pokémon VGC ist nicht im klassischen Sinne E-Sport, bei dem man von einem Team unter Vertrag genommen wird. Hierbei meldet man sich eigenständig bei Turnieren an, um dort Credits zu sammeln, um an internationalen Turnieren, sowie der Weltmeisterschaft teilnehmen zu dürfen. Das nächste Regional beispielsweise findet im September in Dortmund statt und es werden um die 1000 Teilnehmer erwartet. Der erste Platz bekommt 6000 Dollar und eine direkte Einladung zur Weltmeisterschaft nächstes Jahr.
Leider zieht Pokémon euch aber das Geld aus den Taschen
Deswegen ist VGC Pay To Win: Um an einem solchen Turnier teilnehmen zu können, brauch man das aktuellste Spiel: Pokémon Karmesin und Purpur. Man würde erwarten, dass das Team, das man zusammenstellt, sich in diesem Spiel fangen lassen sollte. Das ist nicht immer so. Zwar wird das Turnier in Pokémon Karmesin und Purpur ausgetragen, die teilnehmenden Pokémon können aber aus jedem Spiel kommen. Hier ein Beispiel, warum das ein sehr teures Problem ist:
Das legendäre Pokémon Coronospa hat die letzte Weltmeisterschafts-Meta dominiert. Dieses Monster kann man nicht in Karmesin oder Purpur fangen. Es kommt bisher nur in Pokémon Schwert und Schild (60 Euro) vor. Aber auch nicht im Base-Game. Erst im zweiten DLC (30 Euro) kann man dieses Pokémon fangen. Man will dieses Pokémon aber mit einem veränderten Tera-Typen spielen. Im zweiten DLC von Karmesin und Purpur sind die Ressourcen, die dafür benötigt werden, sehr viel einfacher zu erhalten – also sollte man dieses auch kaufen (30 Euro).
Damit hat man bereits 120 Euro für ein Pokémon ausgegeben. Fehlen noch 5 weitere. Im besten Fall sind diese in Karmesin und Purpur zu finden. In der aktuellen Meta sind viele Hisui-Pokémon dabei, die man fast ausschließlich in Pokémon Legends Arceus (60 Euro) finden kann. Einige ältere legendäre Pokémon, wie zum Beispiel Demeteros will man oft mit spezifischen Werten fangen. Dafür benutzen Profis oft Pokémon Schwarz und Weiß 2 – diese Spiele sind 12 Jahre alt und gehen auf ebay für gut und gerne 100 bis 120 Euro. Außerdem benötigt man einen Nintendo DS für diese Spiele. Auch Pokémon-Karten können viel kosten – besonders, wenn man sie graden lässt.
Pokémon könnte das Problem so einfach lösen – aber sie wollen nicht
Das eigene Ego steht im Weg: Als größtes Medien-Franchise ruht sich Pokémon zu oft aus seinen Lorbeeren aus. Es wird erwartet, dass jeder alle Spiele für alle Konsolen besitzt. Für sehr eingefleischte Pokémon-Fans mag das stimmen, aber als Neuling in VGC einzusteigen ist dafür umso schwieriger und teurer. Ich verstehe einfach nicht, warum man das Story-Spiel „Pokémon“ nicht einfach vom kompetitiven Spiel „Pokémon“ trennen kann. Man könnte doch einfach ein eigenes Spiel oder eine eigene Plattform machen, bei der sich Trainer ihre Teams einfach ohne irgendeine Restriktion zusammenbauen können – ja selbst ohne Pokémon-Fangen und alles drumherum. Auch Pokémon GO-Spieler sind von Preisen genervt.
Das beste Beispiel dafür ist Pokémon Showdown. Diese Website bietet genau das und wird von Profis schon seit Ewigkeiten dafür benutzt ihre Teams zu testen, bevor sie sie mühsam zusammenbauen oder für viel Geld von anderen Leuten zusammenbauen lassen. Showdown ist nur kein offizielles Pokémon-Produkt. Es wäre so einfach für GameFreak seine eigene Kampf-Plattform zu entwerfen, die auch nur für kompetitive Kämpfe da ist und sonst nichts.
Das tun sie aber nicht. Stattdessen versucht man seine alten Spiele weder relevant zu machen, damit auch der letzte Trainer sich ein DLC für ein Spiel kauft, das vor 5 Jahren erschienen ist, oder sogar noch ältere Teile. Pokémon muss unbedingt mal lernen, die Spielenden vor ihr eigenes Ego zu stellen. Denn VGC macht wahnsinnig Spaß, nur die versteckten Preisschilder bereiten Magenschmerzen.